Immer nur "pro Team"?
Glücklicherweise liegt in der heutigen Arbeitswelt der Fokus von Unternehmen viel mehr auf den Mitarbeitenden als noch vor einigen Jahren. Ich halte das für richtig und wichtig und bin gleichzeitig der Meinung, dass dabei die betriebswirtschaftlichen Ziele nicht aus dem Blick geraten dürfen. Was nützt ein überglückliches Team, wenn keine Gewinne eingefahren und Ziele nicht fokussiert werden? Nicht nur das Unternehmen geht den Bach runter, sondern langfristig auch seine Arbeitsplätze.
In meinen Coachings stellen wir immer wieder die positiven Aspekte einer mitarbeiterorientierten Führung heraus. Dennoch finde ich es wichtig, auch die Risiken aufzuzeigen, wenn diese Denkweise überstrapaziert wird. Hier sind sechs Aspekte, die erklären, warum eine zu starke Mitarbeiterorientierung kontraproduktiv sein kann:
1. Die Entscheidungsfindung wird verlangsamt
Wenn alle Entscheidungen teamorientiert und nach Konsensprinzip getroffen werden, kann dies zu Verzögerungen führen. In schnelllebigen Märkten sind agile Entscheidungen oft entscheidend für den Unternehmenserfolg.
2. Unklare Leistungsstandards
Wenn der Fokus zu stark auf den Wünschen der Mitarbeitenden liegt, kann dies dazu führen, dass klare Zielvorgaben und Leistungsstandards verwischt werden. Das führt dann wiederum zu Unzufriedenheit und einem Mangel an Zielorientierung.
3. Ungleichgewicht in der Teamdynamik
In stark mitarbeiterorientierten Umgebungen neigen einige Mitarbeiter dazu, dominanter aufzutreten, während introvertierte Mitarbeiter möglicherweise zurücktreten.
4. Widerstand gegen Veränderungen
Wenn Führungskräfte ständig nach der Zustimmung jedes einzelnen Mitarbeitenden suchen, kann es schwierig werden, Veränderungen, die betriebswirtschaftlich notwendig sind, durchzusetzen.
5. Ressourcenkonflikte
Eine extrem mitarbeiterorientierte Führung kann dazu führen, dass Ressourcen übermäßig in soziale Aspekte investiert werden, anstatt in strategische Initiativen, die das Unternehmen voranbringen.
Entscheidend ist es, eine gute Balance zwischen mitarbeiterorientierter und zielorientierter Führung zu schaffen. Es ist wichtig, die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu berücksichtigen, jedoch sollte dies nicht auf Kosten der Effizienz und Unternehmensziele geschehen. Der Schlüssel liegt in einer ausgewogenen und flexiblen Führung, die sowohl die Teamdynamik als auch die Unternehmensziele im Blick hat und bei der die Mitarbeiterorientierung die Zielerreichung unterstützt.
Hier sind 5 Tipps, wie du als Unternehmer gegensteuern kannst, wenn deine Führungskräfte kontinuierlich zu stark „pro Team“ agieren und dabei den unternehmerischen Aspekt völlig vernachlässigen.
1. Klare Zielsetzung kommunizieren
Stelle sicher, dass die Unternehmensziele klar und deutlich kommuniziert werden. Betone, wie wichtig es ist, dass Teamentscheidungen im Einklang mit den strategischen Zielen des Unternehmens stehen.
2. Offene Gespräche führen
Suche das direkte Gespräch mit deiner Führungskraft. Teile deine Beobachtungen und Bedenken sowohl in Bezug auf die Teamdynamik als auch auf die unternehmerischen Ziele. Implementiere regelmäßige Feedback-Runden, in denen Teammitglieder und Führungskräfte ihre Perspektiven zu teambezogenen und unternehmerischen Themen teilen können. Allein dieser Dialog kann schon zu einem besseren Verständnis führen.
3. Wertsicherung des Unternehmens hervorheben
Erkläre, wie unternehmerisches Denken zur langfristigen Stabilität und zum Wachstum des Unternehmens beiträgt. Verdeutliche, dass die Berücksichtigung unternehmerischer Prinzipien nicht im Widerspruch zu einem "pro Team Ansatz" stehen muss.
4. Trainings und Workshops anbieten
Wenn du sicherstellst, dass deine Führungskräfte betriebswirtschaftliche Zusammenhänge nachvollziehen können, ist das schon die halbe Miete. Organisiere Schulungen oder Coachings, die auf unternehmerisches Denken und Strategie abzielen und Führungskräften die unternehmerischen Aspekte ihrer Rolle besser verständlich machen.
5. Ergebnisse messen und anerkennen
Schaffe Anreize und Belohnungen für Teams, die unternehmerische Erfolge liefern. Dies kann das Bewusstsein für die Relevanz unternehmerischen Denkens schärfen.
Optimal ist eine Win-Win-Situation, in der teamorientierte Führung über Motivation und Entwicklung des Teams am Ende des Tages zur Erreichung der betriebswirtschaftlichen Ziele führt.
